Samstag, 23. September 2006

Appia, Ardeatine, Gazzè... - Tag 16

TAG-23-09

Genüsslich ausgeschlafen und in der Küche des Ö. Kulturforums gebruncht. Nach einer langen Tram-, Metro- und Busfahrt finden wir uns dann um 14.30 Uhr an der stinkend, grauschwarzen, grausligen, verkehrsverdreckten Via Appia Antica wieder. Schauen einen Sprung in die Kirche „Domine, Quo Vadis” (=Chiesa di Santa Maria in Palmis), wo angeblich Petrus auf seiner Flucht aus Rom auf Jesus getroffen sein soll. Die Fußabdrücke von Christus sind am Boden des sehr bescheidenen Gotteshauses zu sehen. Eine Kopie wohlgemerkt nur. Und die wirkt selbtsgebastelt. Tja... Danach das größte Katakombenlabyrinth der rund sechzig antiken unterirdischen Gräbersysteme in Rom angeschaut, nämlich die Domitillia-Katakomben. Ein Touri-Magnet und dementsprechend lieblose, wortkarge deutsche Führung, die kaum Einblicke und Hintergründe liefert. Durch die modrigen Gänge, die restauriert und verfälscht wohl grundlegend anders aussehen wie in der ursprünglichen Verwendung. Viel Lärm um Nichts, wenngleich die Begräbniskammern aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. noch Fresken mit klassischen und christlichen Motiven zeigen. Gesamt gesehen mager, aber dennoch ok hier gewesen zu sein. Durch den kleinen Park anschließend rüber zum Mausoleo Fosse Ardeatine (=Ardeatinischen Höhlen), wo am 24. März 1944 von den Nazis 335 italienische Zivilisten erschossen wurden. Das Massaker war eine Vergeltungsmaßnahme für den Tod von 32 deutschen Soldaten, die Tags zuvor bei einem von Partisanen durchgeführten Bombenanschlag in der Via Rasella getötet wurden. Nur wenige Touristen verirren sich heute hier her. Die Katakomben im nahen Umkreis finden mehr Aufmerksamkeit als die sehr berührende jüngste Vergangenheit. Danach pendeln wir zum Circo Massimo, wo die Zirzensischen Spiele stattfanden (=ursprünglich religiöse Veranstaltungen mit großen Umzügen). In der Kaiserzeit wurden vor allem Wagenrennen (=Ben Hur - ja der mit der Uhr!) ausgetragen. Es gab aber auch wie im Kolosseum Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen. Viele christliche Märtyrer kamen hier ums Leben. Etwa 200.000 bis 375.000 Zuschauer fanden hier Platz. Heute ist der Circus eine Wiese zum Hunde Gassi führen, für herumsitzende Punks oder joggende Römerinnen. Die Gegenwart legt sich also wunderbar alltäglich auf die antiken Wichtigkeiten. Nach all diesen schwerverdaulichen Kulturgütern geht's dann rein ins Municipio Nr. 3 - genaugesagt ins punkige San Lorenzo - Viertel - südöstlich unter der Stazione Termini. Wir futtern an diesem Samstagabend in der herrlich einfachen und urigen, nur von RömerInnen besuchten Pizzeria Formula 1 leckerste Pizze und trinken hochflüssiges Nastro Azzurro. Gegen 23.15 Uhr gibt's dann ein Shakehands mit Max Gazzè im Villaggio Globale im Monte Testaccio - Viertel (Municipio 1), der hier heute sein letztes Konzert seiner aktuellen Tournee spielt. Wahrlich ein netter Typ und für mich seit Jahren einer der kreativsten, besten italienischen Pop-Musiker. Nett mal mit ihm ein paar Worte zu wechseln. Das Konzert im Zirkuszelt am subkulturellen, punkigen Gelände, wo auch eine Roma-Wohnwagensiedlung liegt, begeistert mich vollkommen. Ich tanze und singe. Trinke Bierchen und genieße den feinen Abend. Erst gegen ca. 3.00 Uhr bin ich mit dem Nachtbus zuhause, der fast durch die ganze Stadt gefahren ist, statt in gerader Linie dorthin, wo ich hin wollte...

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